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Züchtungskunde, 81, (6) S. 389-396, 2009, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

Scientific Articles

Die Zucht hochleistender und gesunder Milchkühe – nur ein Traum?

M. Schwerin1,2 ; 1 Institut für Nutztierwissenschaften und Technologie, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock, Justus-von-Liebig-Weg 8, 18059 Rostock ; 2 Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN), Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf, E-Mail: schwerin@fbn-dummerstorf.de

Der züchterische Fortschritt und das bessere Wissen über den Nährstoffbedarf der Tiere haben die Milchleistung der Kühe im vergangenen Jahrhundert um ein Mehrfaches ansteigen lassen. Für die funktionalen Merkmale wie Gesundheit oder Fruchtbarkeit ist – trotz ihrer zunehmenden Berücksichtigung im Zuchtziel – kein oder ein nur sehr geringer Zuchtfortschritt erzielt worden. Erste Befunde zur Nährstoff abhängigen Steuerung der Funktion von proliferierenden Lymphozyten bzw. Entwicklung von Follikeln beim Rind weisen darauf hin, dass es offensichtlich keinen genetisch fixierten Antagonismus im Sinne pleiotroper Genwirkungen zwischen der Laktationsleistung und der Gesundheit bzw. Fruchtbarkeit der Milchkuh gibt. Die Laktationsleistung ist indirekt über die negative Ener​giebilanz zu Beginn der Laktation negativ mit beiden funktionalen Merkmalen korreliert. Die Selektion auf hohe Milchleistung muss dabei nicht im Widerspruch zur Haltung gesunder Kühe stehen. So wurde in epidemiologischen Studien gezeigt, dass mehr als zwei Drittel aller hochleistenden Milchkühe eine normale Gesundheit und Fruchtbarkeit aufweisen. Dabei sind es oft die gleichen Tiere, die Gesundheits- und Fruchtbarkeitsprobleme zeigen. Grundsätzlich stellen optimale Management-, Fütterungs- und Haltungsbedingungen für die Ausschöpfung des genetischen Potentials und damit für die Haltung hochleistender und gesunder Milchkühe wesentliche Rahmenbedingungen dar. Die zukünftige Zucht hochleistender und gesunder Milchkühe erfordert zwingend weitere Forschung wie z. B. zu den neuroendokrinen und gastrointestinalen Regulationsmechanismen der Futteraufnahme oder den molekularen Mechanismen der differenten Verwertungskapazität von Kühen.

Milchleistung; Gesundheit; Fruchtbarkeit; Züchtung; Milchrind


Breeding of high performance and healthy dairy cows – only a dream?

Due to breeding progress and improved knowledge about nutrition requirements of animals, milk performance of cows increased several times during the last century. No or only little breeding progress was obtained for functional traits like animal health or fertility despite their increasing consideration within the breeding aim. First results of nutrition dependent regulation of proliferating lymphocytes and follicle development in cattle, respectively, indicate that there is no genetically fixed antagonism between lactation performance and animal health and fertility, respectively, in the sense of pleiotropic gene effects. The lactation performance is indirectly negatively correlated with both functional traits via a negative energy balance at the beginning of lactation. However, selection for high milk performance must not stand in contradiction to keeping of healthy animals. So, epidemiological studies showed that more than two third of all high performance dairy cows exhibit normal health and fertility and that mostly same animals show health and fertility problems. In principle, optimal management, feeding and keeping conditions are essential prerequisites for exhaustion of the genetic potential and by this for keeping of high performance healthy dairy cows. Future breeding of high performance and healthy dairy cows requires further research e. g. of the neuroendocrine and gastrointestinal mechanisms of regulation of feed consumption or of the molecular mechanisms of the different capacity for feed utilization of cows.

Milk performance; animal health; fertility; breeding; dairy cattle


Impact Factor (SCI) 2023: 0.3

 5-Jahres-Impact-Factor (SCI) 2023: 0.2

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