Nutztiere spielen eine essentielle Rolle in Agrarsystemen. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Bewusstseins über Folgen einer intensiven Landwirtschaft bekommen Nutztiere ein negatives Image als Nahrungskonkurrenten zugeschrieben, dabei wird häufig nicht bedacht, dass der Großteil der in der Landwirtschaft produzierten Biomasse für den Menschen nicht-essbar ist. Aus dieser ohnehin anfallenden Biomasse können über die Verfütterung an Nutztiere hochwertige Lebensmittel ohne begleitende Nahrungsmittelkonkurrenz generiert werden. Ziel dieser Forschungsarbeit war es daher, die in Deutschlands Agrar- und Verarbeitungssektor jährlich anfallende Menge an essbarer und nicht-essbarer Biomasse unter der Annahme verschiedener Anbau- und Verwertungsszenarien zu quantifizieren. Des Weiteren wurde die Nahrungskonkurrenz der eingesetzten Futtermittel im Wirtschaftsjahr 2019/20 anhand der Zuweisung von Human edible Fractions (HeF) berechnet. Im Beobachtungszeitraum 2012–17 fielen dabei in Deutschland ca. 38–57 Mio. t Trockenmasse (TM) an essbarer und 115–134 Mio. t TM an nicht-essbarer Biomasse jährlich an. Nahrungskonkurrenz bestand 2019/20 bei 25–37% der eingesetzten Futtermittel (20,3–30,3 Mio. t TM) wohingegen 63–75% der Futtermittel (51,7–61,7 Mio. t TM) nicht mit der menschlichen Ernährung konkurrierten. Da Nutztiere als effiziente Verwerter der nicht-essbaren Biomasse fungieren und aus dieser für den Menschen hochwertige Lebensmittel erzeugen, wird ihre zentrale Rolle auch in zukünftigen Agrarsystemen fortbestehen.
Von:  Anton M. Vorndran1,2
; Julia Steinhoff-Wagner1,2
; Wilhelm M. Windisch3
; 1 Professur für Tierernährung und Metabolismus, Technische Universität München, 85356 Freising
; 2 HEF World Agricultural Systems Center, Technische Universität München, 85354 Freising
; 3 Lehrstuhl für Tierernährung, Technische Universität München, 85356 Freising; E-Mail: anton.vorndran@tum.de