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Züchtungskunde, 77, (2-3) S. 291 – 302 2005, ISSN 0044-5401

Genetische Diversitätsbestimmung beim Bentheimer Landschaf mittels Mikrosatelliten als Basis für züchterische Entscheidungen

H. WAGNER; Christina PETER; H. BRANDT und G. ERHARDT

Zusammenfassung:
Das Bentheimer Landschaf ist eine autochthone deutsche Rasse, welche früher sehr stark in der Heide- und Marschpflege Norddeutschlands als Extensivrasse eingesetzt wurde. Mit dem Fortschritt der Schafzucht und der Änderung der Konsumentenwün- Genetische Diversitätsbestimmung beim Bentheimer Landschaf 299 sche konnte diese alte Landschafrasse die gewünschte Qualität (Wolle) und Quantität (Fleisch) nicht mehr erfüllen. 1970 gab es nur noch drei Herdbuchzüchter, und folglich mussten Böcke anderer Rassen eingekreuzt werden, um das Bentheimer Landschaf zu erhalten. Dieser Flaschenhals-Effekt zog den Verlust genetischer Variabilität nach sich. Auf Basis der neun Mikrosatelliten BM8125, OarFCB128, OarAE129, BM1329, OarCP38, OarCP34, HUJ616, OarVH72 und DYMS1 wurde die derzeit vorhandene genetische Variabilität in der Bentheimer Population an 140 möglichst unverwandten Tieren aus neun Beständen untersucht. Ferner wurden die genetischen Distanzen zu Referenzrassen (Merinolandschaf, Rhönschaf, Weißes und Braunes Bergschaf, Schoonebeeker Schaf, Drenthe Heideschaf, Graue Gehörnte Heidschnucke) geschätzt. Alle untersuchten Mikrosatelliten erwiesen sich als polymorph, wobei beim Bentheimer Landschaf durchschnittlich 8,7 Allele pro Locus detektiert wurden. Der beobachtete Heterozygotiegrad beträgt 0,55. Für die genetischen Distanzberechnungen auf Basis der Mikrosatelliten nach Nei und Reynolds konnte kein Unterschied zwischen den zwei Distanzmaßen festgestellt werden. Die niedrige genetische Distanz zu den holländischen Rassen Drenthe Heideschaf und Schoonebeeker Schaf wurde aufgezeigt. Am weitesten entfernt ist die Rasse vom Rhön- und vom Weißen und Braunen Bergschaf. Anhand der Ergebnisse lässt sich schlussfolgern, dass die Population des Bentheimer Landschafs noch genetische Variabilität besitzt, aber der Heterozygotiegrad im Vergleich zu anderen Populationen reduziert ist. Die aktuelle züchterische Situation in Bezug auf Scrapie-Resistenzzuchtprogramme beim Bentheimer Landschaf könnte aufgrund der geringen vorhandenen PrP-ARR-Allelfrequenz in der Rasse schnell wieder dazu führen, dass das Bentheimer Landschaf erneut in seinem Bestand bedroht wird.

english abstract

Keywords/Stichworte:Bentheimer Landschaf, Mikrosatelliten, Genetische Diversität

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