Züchtungskunde, 84, (1) S. 32-38, 2012, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Scientific Articles
Aktueller Stand der züchterischen Verbesserung von Gesundheit und Funktionalität beim Nutztier
H.H. Swalve1 ; 1 Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Theodor-Lieser-Str. 11, 06120 Halle (Saale), E-Mail: hermann.swalve@landw.uni-halle.de
Der aktuelle Stand von Funktionalität und Gesundheit bei landwirtschaftlichen Nutztieren wird aus der Sicht der Milchrinderzucht dargestellt. Der natürliche Index für Funktionalität und Gesundheit beim Milchrind ist die Langlebigkeit. Die Langlebigkeit einer Milchkuh sollte als Länge des produktiven Lebens, vom Tag der ersten Kalbung bis zum Abgang aus der Herde, definiert werden. Für die Rasse Holstein in Deutschland kann gezeigt werden, dass die phänotypischen und genetischen Trends für die Nutzungsdauer in den jüngeren Jahren positiv waren. Es gibt allerdings beträchtliche Unterschiede zwischen den Regionen. Um die positiven Trends noch zu verstärken, kann eine direkte Selektion für die einzelnen Komponenten der Gesundheit und Langlebigkeit sinnvoll sein. Diese Anforderung zieht wiederum nach sich, dass neue Methoden der Leistungsprüfung bzw. Phänotypisierung erforderlich sein werden. Es werden Beispiele hierfür gegeben, welche sich auf die angeleitete Dokumentation und Leistungsprüfung in Testherden beziehen. Die Anleitung der Datenerfassung und die Unterweisung bei der Verwendung neuartiger on-farm Meßgeräte ist von überragendem Wert, wenn neuartige Verfahren in die Leistungsprüfung implementiert werden sollen. Neuartige Methoden der Leistungsprüfungen sollten gepaart werden mit Untersuchungen auf der genomischen Ebene, d.h. der Verwendung von SNP-Arrays zur Genotypisierung.
Milchrind; Gesundheit; funktionale Merkmale; Langlebigkeit
Current status of genetic improvement of health and functionality in livestock
The current status of functionality and health in livestock is viewed from the perspective of dairy cattle breeding. A natural index of functionality and health in dairy cattle is longevity. Longevity of a dairy cow should be defined as the length of productive life from the first calving till leaving herd. For the Holstein breed in Germany, it can be shown that for the past six years, phenotypic as well as genetic trends for longevity in recent years have been positive. However, phenotypic differences between regions do exist. For a further strengthening of these positive trends, direct selection for individual traits of health and longevity may be required. This in turn raises the demand for new methods of performance recording or phenotyping. Examples are given for performance recording of health and functional traits in a supervised way within contract herds. A supervision of data collection and advice for operating new technologies for on-farm recording devices is of substantial aid when implementing new recording schemes. New recording schemes should be coupled with the use of genomics, i.e. SNP array genotyping should be matched by precise new phenotypes.
Dairy cattle; health; functional traits; longevity