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Züchtungskunde, 81, (2) S. 97-105, 2009, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

Scientific Articles

Aktualisierung genetischer Parameter für die Futterverwertung, untersucht anhand stationsgeprüfter Nachkommen Nieder​sächsischer Piétrain-Eber

E. Stamer1) ; W. Brade2) ; G. Thaller3) ; 1) TiDa Tier und Daten GmbH, Bosseer Str. 4c, 24259 Westensee/Brux ; 2) Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Johannssenstr. 10, 30159 Hannover ; 3) Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Hermann-Rodewald-Straße 6, 24118 Kiel, E-Mail: gthaller@tierzucht.uni-kiel.de

Angesichts deutlich gestiegener Schweinefuttermittelpreise erhalten der Energie- und Nähr​stoffverbrauch je kg Zuwachs bzw. die Futterverwertung eine deutlich höhere ökonomische Bedeutung.

Innerhalb der vorliegenden Untersuchung wurden genetische Parameter für die Futter​verwertung und fünf weitere wichtige Merkmale aus den Komplexen Mastleistung, Schlacht​körperwert und Fleischbeschaffenheit geschätzt. Auf der Basis dieser Varianzkomponenten erfolgte anschließend eine Zuchtwertschätzung für die insgesamt sechs Merkmale, um dann mittels der Zuchtwertdifferenzen zwischen selektierten (Annahme: 10%) und nicht selek​tierten Ebern die direkten und indirekten Selektionserfolge bei merkmalsspezifischer Selektion zu vergleichen.

Die Datengrundlage bildeten 2.577 stations​geprüfte Kreuzungstöchter Niedersächsischer Piétraineber bei durchgängiger ad libitum-Fütterung mit einem definierten Futter. Die Prüfungstiere wurden in Zehnergruppen mit automatischer Abruffütterung gehalten.

Die geschätzten Heritabilitäten liegen für die drei Mastleistungsmerkmale auf einem einheit​lichen Niveau (h2 = 0,47 bis 0,53). Die Futterverwertung steht genetisch in deutlicher Beziehung zur Futteraufnahme (rg = 0,31) und zur täglichen Zunahme (rg = -0,51), die beide wiederum mit rg = 0,66 korreliert sind. Sowohl die Tageszunahme als auch die Futter​aufnahme sind züchterisch in unerwünschter Weise mit der Rückenspeckdicke (rg = 0,20 und rg = 0,52) und dem Muskelfleischanteil (rg = -0,20 und rg = -0,59) verbunden; zum pH1-Kote​lett besteht ein sehr geringer genetischer Zusammenhang (rg = 0,11 und rg = -0,00).

Eine direkte Selektion der Eber nach den Zuchtwerten für die Futterverwertung führt zu genetischen Verbesserungen des Wachstums und des Schlachtkörperwertes bei geringerer Futteraufnahme und nahezu unveränderter Fleischbeschaffenheit. Allerdings wird das Wachstums​potenzial bei weitem nicht ausgeschöpft, und die Futteraufnahme der Nach​kommen wird sinken. Es ist daher zu erwarten, dass diese Reduktion der Futteraufnahme langfristig weitere Steigerungen in den Wachstumsraten begrenzen wird.

Die ermittelten Ergebnisse besitzen ihre Gültigkeit ausschließlich für die in der Stations​prüfung praktizierte ad libitum-Fütterung. Die Etablierung restriktiver Fütterungsregimes in der Praxis als Reaktion auf nachhaltig veränderte ökonomische Rahmenbedingungen könnte eine dementsprechende Anpassung der Stationsprüfung nach sich ziehen. Dabei müssen aber die Vorteile (z.B. bessere Futterverwertung bei geringerer Fetteinlagerung) den Nachteilen (z.B. niedrigere Wachstumsraten und Zuchtwertdifferenzen, geringere Übertragbarkeit auf ad libitum-Bedingungen) gegenübergestellt werden.

Schwein; Stationsprüfung; Futterverwertung; genetische Parameter; Selektionserfolg


Actual genetic parameters for feed conversion rate of station tested progenies of Piétrain boars in Lower Saxony (brief report)

In swine economic relevance of feed conversion rate is increasing in view of noticeable increased feeding stuff costs. So, genetic parameters for feed conversion rate together with five other traits out of the complexes fattening performance, carcass and meat quality were estimated. Using the same models and the estimated variance components a breeding value estimation for all six traits was conducted for calculation of breeding value differences between selected (10%) and non selected boars in all cases of trait specific selection to compare direct and indirect selection responses for feed conversion rate.

Data originated from 2,577 female pigs station tested under ad libitum feeding with a standardised feeding stuff. These crossbred progenies of Lower Saxony Piétrain boars were kept in groups of ten pigs with electronic feeding stations.

Estimated heritabilities for the fattening performance traits daily gain, feed intake and feed conversion rate are on a consistent level (h2 = 0.47 to 0.53). Feed conversion rate shows clear genetic relationships to their input variables feed intake (rg = 0.31) and daily gain (rg = -0.51). These input variables are correlated with rg = 0.66. An undesirable direction of estimated genetic correlations exists between the two fattening performance traits (daily gain and feed intake) and the two carcass traits backfat thickness (rg = 0.20 and rg = 0.52) and lean meat content (rg = -0.20 and rg = -0.59). Growth rate and feed intake have small genetic correlations to pH1 loin (rg = 0.11 and rg = -0.00).

A direct selection of the boars according to feed conversion rate breeding values leads genetically to increased growth rates and better carcass, reduced feed consumption and almost constant meat quality. However, in progenies growth rates will be far from growth potential and feed intake will decrease. At longer term this reduction of feed consumption will limit further increase of growth rates.

The results are valid only for ad libitum feeding regime as realised in the test station. Further establishment of restricted feeding in practice as reaction on strong changes of the economic conditions could induce an adjustment of the test station feeding regime. In this case advantages (e.g. better feed conversion rate and less fat deposition) and disadvantages (e.g. less growth rates and decreased breeding value variability, limited transferability to ad libitum conditions) should be contrasted.

Pig; station test; feed conversion rate; genetic parameter; selection response


Impact Factor (SCI) 2023: 0.3

 5-Jahres-Impact-Factor (SCI) 2023: 0.2

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