Züchtungskunde, 78, (5) S. 345 – 356, 2006, ISSN 0044-5401
Modellkalkulationen zu züchterischen Möglichkeiten auf Klauengesundheit beim Milchrind
S. König und H. H. Swalve
Zusammenfassung:
Ähnlich wie Fruchtbarkeitsprobleme oder Mastitis haben unfreiwillige Abgänge aufgrund von Klauenerkrankungen eine steigende Bedeutung. Eine Selektion auf Klauengesundheit erfolgte in Zuchtprogrammen bisher nur indirekt über die Zuchtwerte für vier verschiedene Exterieurmerkmale. Die direkte Selektion, im vorliegenden Fall auf Laminitis, scheint aber erfolgversprechender zu sein, wenn es darum geht, den Gesundheitsstatus in der Population substantiell zu verbessern. Das Ziel der vorliegenden Studie war daher, die Bedeutung verschiedener Indexquellen für den Selektionserfolg im Merkmal Laminitis zu quantifizieren. Indexmerkmale für die Zuchtwertschätzung eines Bullen waren die Laminitisbefunde und Linearpunktzahlen für Sprunggelenksqualität der Töchter und ein Klauenmaß (Härte der hinteren Dorsalwand) des Bullen selbst, die in verschiedenen praxisrelevanten Szenarien miteinander kombiniert wurden. Die Anwendung des Selektionsindex impliziert die Verfügbarkeit geeigneter genetischer Parameter. Die Heritabilität für Laminitis wurde im logistischen Modell mit 0,14 geschätzt. Die genetischen Korrelationen zwischen Laminitis und den Exterieurmerkmalen des Fundaments waren – mit Ausnahme des Merkmals Trachtenhöhe – günstig für züchterische Anwendungen. Sowohl phänotypische als auch genetische Korrelationen zwischen Laminitis und Klauenmaßen der Jungbullen und zwischen den Exterieurmerkmalen und den Klauenmaßen lagen nahe Null. Einzig die Härtemessung an der Dorsalwand scheint ein geeigneter Indikator für die Laminitiserkrankung der Töchter zu sein. Der Selektionserfolg im Merkmal Laminitis pro Generation und die Genauigkeit der Zuchtwertschätzung eines Bullen kann mehr als verdoppelt werden, wenn die Laminitisbefunde von 50 Töchtern als Indexmerkmale berücksichtigt werden. Um die Selektion effektiv gestalten zu können, sollten Zuchtstrukturen entwickelt werden, welche die routinemäßige Dokumentation beim Klauenschnitt einfach ermöglichen. Die Aussagefähigkeit der linearen Beurteilung der Merkmale des Fundaments und der Klauenmessungen der Jungbullen im Hinblick auf Laminitiserkrankungen ist fraglich und sollte sorgfältig evaluiert werden.
Keywords/Stichworte:Milchrind, funktionale Merkmale, Merkmalserfassung, Klauengesundhei
Ähnlich wie Fruchtbarkeitsprobleme oder Mastitis haben unfreiwillige Abgänge aufgrund von Klauenerkrankungen eine steigende Bedeutung. Eine Selektion auf Klauengesundheit erfolgte in Zuchtprogrammen bisher nur indirekt über die Zuchtwerte für vier verschiedene Exterieurmerkmale. Die direkte Selektion, im vorliegenden Fall auf Laminitis, scheint aber erfolgversprechender zu sein, wenn es darum geht, den Gesundheitsstatus in der Population substantiell zu verbessern. Das Ziel der vorliegenden Studie war daher, die Bedeutung verschiedener Indexquellen für den Selektionserfolg im Merkmal Laminitis zu quantifizieren. Indexmerkmale für die Zuchtwertschätzung eines Bullen waren die Laminitisbefunde und Linearpunktzahlen für Sprunggelenksqualität der Töchter und ein Klauenmaß (Härte der hinteren Dorsalwand) des Bullen selbst, die in verschiedenen praxisrelevanten Szenarien miteinander kombiniert wurden. Die Anwendung des Selektionsindex impliziert die Verfügbarkeit geeigneter genetischer Parameter. Die Heritabilität für Laminitis wurde im logistischen Modell mit 0,14 geschätzt. Die genetischen Korrelationen zwischen Laminitis und den Exterieurmerkmalen des Fundaments waren – mit Ausnahme des Merkmals Trachtenhöhe – günstig für züchterische Anwendungen. Sowohl phänotypische als auch genetische Korrelationen zwischen Laminitis und Klauenmaßen der Jungbullen und zwischen den Exterieurmerkmalen und den Klauenmaßen lagen nahe Null. Einzig die Härtemessung an der Dorsalwand scheint ein geeigneter Indikator für die Laminitiserkrankung der Töchter zu sein. Der Selektionserfolg im Merkmal Laminitis pro Generation und die Genauigkeit der Zuchtwertschätzung eines Bullen kann mehr als verdoppelt werden, wenn die Laminitisbefunde von 50 Töchtern als Indexmerkmale berücksichtigt werden. Um die Selektion effektiv gestalten zu können, sollten Zuchtstrukturen entwickelt werden, welche die routinemäßige Dokumentation beim Klauenschnitt einfach ermöglichen. Die Aussagefähigkeit der linearen Beurteilung der Merkmale des Fundaments und der Klauenmessungen der Jungbullen im Hinblick auf Laminitiserkrankungen ist fraglich und sollte sorgfältig evaluiert werden.