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Züchtungskunde 4/2014; 86: 217-236

Analyse von Merkmalsbeziehungen in der Holsteinzucht
1. Mitteilung: Beziehungen zwischen den Merkmalen der äußeren Erscheinung sowie des Wachstums von Jungbullen
und den Leistungen der Töchter

K. Ulbricht1 ; J. Stefler2 ; U. Bergfeld3 ; R. Fischer3 ; M. Klunker4 ; 1 Landwirtschaftsbetrieb Ulbricht, Glauchau. E-Mail: kulbricht@aol.com ; 2 Lehrstuhl Zucht und Produktion von Wiederkäuern und Pferden, Universität Kaposvár (HUN) ; 3 Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Köllitsch ; 4 Lehrstuhl für Tierzucht, Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, Pillnitz

In vorliegender Untersuchung wurden die genetischen Beziehungen zwischen Merkmalen der Eigenleistungsprüfung (ELP) von Jungbullen auf Station und den Leistungen der Töchter im Feld beim Deutschen Holstein und damit der Einfluss von Parametern aus der Aufzucht von Besamungsbullenanwärtern auf wirtschaftliche und funktionale Leistungsmerkmale der Nachkommenschaft analysiert. Dabei wurden die Leistungsparameter der äußeren Erscheinung und täglichen Zunahme von Jungbullen den rentabilitätsrelevanten Merkmalen der Nachkommenschaft gegenüber gestellt. Aus der ehemaligen Eigenleistungsprüfstation Meisen-Korbitz der MASTERRIND GmbH wurden Leistungsdaten von 1.626 Jungbullen sowie Daten von 438.957 Nachkommen und Vergleichstieren aus der Leistungsprüfung im Feld einbezogen. Die Heritabilität (h2) der betrachteten Leistungsparameter von Jungbullen wurden geschätzt bei PTZ Prüftagszunahme (h2 = 0,38), KH Kreuzhöhe (h2 = 0,21), RL Rumpflänge (h2 = 0,27), HB Hüftbreite (h2 = 0,36), BU Brustumfang (h2 = 0,20), BT Brusttiefe (h2 = 0,15) sowie bei den Komplexmerkmalen MTYP Milchtyp (h2 = 0,34) und KÖR Körper (h2 = 0,14). Bezogen auf den Bereich der Milchleistungsmerkmale der Nachkommenschaft zeigten die Bullenmerkmale MTYP und KÖR zur Milchmenge (rg = 0,46 bis 0,70) deutlich positive Beziehungen. Die Korrelation zwischen den Einzelmerkmalen der Jungbullenaufzucht und den betrachteten Fruchtbarkeitsmerkmalen der Töchter war sehr gering (rg = 0,08 bis 0,25). Hingegen stehen die Komplexmerkmale der Bullen MTYP und KÖR zur RZ Rastzeit (rg = –0,43 bis –0,45) in engerem Zusammenhang. Die genetischen Beziehungen zur äußeren Erscheinung der Nachkommenschaft waren mittel bis hoch (rg = –0,22 bis 0,87). Positive Beziehungen zum Locomotion-Score der Nachkommenschaft zeigten die Komplexmerkmale der Jungbullen MTYP (rg = 0,43) und KÖR (rg = 0,33). Eine Beeinflussung der Mortellaro-Disposition in der Nachkommenschaft scheint durch die Bullenmerkmale KH (rg = 0,45), RL (rg = 0,37), BT (rg = 0,64) und auf die Laminitis-Disposition durch die Komplexmerkmale der Bullen MTYP (rg = 0,34) und KÖR (rg = –0,44) gegeben zu sein. Hierbei sind die für diese Merkmale geringen Heritabilitäten zu beachten.

Keywords/Stichworte:Holsteinzucht; wirtschaftliche Merkmale; funktionale Merkmale; genetische Korrelation; Holstein breed; economic characteristics; functional characteristics; genetic correlation