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Züchtungskunde 2/2010; 82: 131-143

Vergleich von Fleckvieh und Holstein Friesian in der Milch- und Fleischleistung
1. Mitteilung: Milchleistungsvergleich ohne Kraftfutter

A. Haiger1 ; W. Knaus1 ; 1 Institut für Nutztierwissenschaften, Universität für Bodenkultur Wien, Gregor Mendel-Str. 33, A-1180 Wien, E-Mail: wilhelm.knaus@boku.ac.at

Die wichtigste Versuchsfrage „Hochleistungskühe auch ohne Kraftfutter?“ hat in letzter Zeit durch stark steigende Energie- und Kraftfutterpreise an Bedeutung gewonnen. In verschiedenen Grünlandregionen (Neuseeland, Irland, Schweiz und Österreich) ist ein zunehmendes Interesse an einer leichteren Kuh mit effizienter Grundfutterverwertung feststellbar. Der Versuch begann 1997 mit 26 Kälbern, 13 Fleckvieh (FV) und 13 Holstein Friesian (HF). Gemeinsam mit der Nachzucht lagen 2007 die Milchleistungsergebnisse von 26 Fleckviehkühen mit 71 Laktationen (2,7/Kuh) und 21 Holsteinkühen mit 58 Laktationen (2,8/Kuh) vor. Letztere können unterteilt werden in zehn Kühe mit 27 Lakta​tionen aus der konventionellen Zuchtrichtung (HFK) und 11 Kühe mit 31 Laktationen aus speziellen Lebensleistungslinien (HFL).

Die LS-Mittelwerte für die ECM-Laktationsleistungen betrugen für FV 6.646 kg, HFK 7.870 kg und HFL 6.814 kg. Die durchschnittlichen Kuhgewichte betrugen für FV 720 kg, HFK 688 kg und HFL 597 kg. Im Vergleich zum Fleckvieh ergab sich für die Gruppe HFK ein 14% höherer Milcherlös, der sich durch niedrigere Erlöse für Stierkälber und Altkühe auf 7% verminderte, bei einem um 12% niedrigeren Futterbedarf. Die Gruppe HFL hat im Vergleich zu FV eine 3% ungünstigere Erlös-Kostendifferenz, aber einen um 14% geringeren Futterbedarf für die gleiche FCM-Menge.

Bezüglich Erstkalbealter, Kalbeverlauf, Zwischenkalbezeit, Melkbarkeit, Ausfalls​ursachen, Besamungsindex, Tierarztkosten, Blutkennzahlen und Nutzungsdauer ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Rassengruppen.

Versucht man die eindeutigen Unterschiede in der Milch- und Fleischleistung (2. Mitteilung in Erarbeitung) der drei Rassengruppen abzuwägen, so ergeben sich drei verschiedene Kuhtypen, die sich unter den zu erwartenden Produktionsbedingungen vorwiegend für folgende Standorte eignen:

FV als kombinierte Zweinutzungsrasse für Betriebe in Acker-Grünlandregionen, HFK als großrahmig-milchbetonte Zweinutzungsrasse für intensive Milcherzeuger mit Silomais und/oder hohem Kraftfuttereinsatz (High-Input) und HFL als kleinrahmig-milchbetonte Zweinutzungsrasse für Grünland- und Bergregionen (Low-Input).

Keywords/Stichworte:Rassenvergleich ohne Kraftfutter; Fleckvieh; Holstein Friesian; Wachstum; Milchleistung; Futtereffizienz; Breed comparison; Simmental; Holstein Friesian; forage; growth; milk performance; feed efficiency